Release September 18, 2020
EAN/UPC: 705304468920
Traumton CD: 4689
Lineup
Simon Below: piano, composition Fabian Dudek: alto saxophone Yannik Tiemann: double bass Jan Philipp: drums
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Info / Info english
Simon Below Quartet – Elements of Space
Schon das 2018 erschienene Debütalbum des Simon Below Quartett, Wailing Wind’s Story, ließ viele aufmerken, ebenso wie die folgenden Konzerte. Thomas Mau lobte im WDR3 „das enorme Niveau ihrer Interaktionen“, Norbert Krampf hob in der FAZ die „Achterbahn ähnliche Dynamik und unerwartete Wendungen“ eines Auftritts hervor und resümierte: „Belows offene, variable Kompositionen lassen Raum für individuelle Gestaltung, den die Band mal bemerkenswert abgeklärt, mal mit juveniler Spielfreude ausfüllt.“
Im August 2018 trat das Simon Below Quartett beim internationalen Jazzfestival Avignon auf und gewann dort den Grand Prix du Jury: drei Aufnahmetage im berühmten La Buissonne Studio im südfranzösischen Pernes les Fontaines. Hier wurden bereits unzählige ECM-Produktionen eingespielt (z.B. von Tigran Hamasyan, Florian Weber, Nik Bärtsch, Kristjan Randalu), ebenso solche von Klaviergroßmeistern wie Joachim Kühn, Brad Mehldau, Ahmad Jamal und Carla Bley. Neben den Studiotagen im Sommer 2019 umfasste die Auszeichnung einen erneuten Festival-Auftritt auf der dortigen Hauptbühne, dem begeisterte Artikel in französischen Jazzmedien folgten.
Elements Of Space präsentiert nun die Aufnahmen aus La Buissonne. Es liegt sicher nicht nur am herausragenden Klang und am Geist des Studios, dass die nuancierte Musik des Albums mitunter an Produktionen aus dem Hause ECM erinnert. „Kammerjazz mit Push“ nennt Simon Below augenzwinkernd den Stil seiner dynamischen Band, die sich souverän zwischen nuancierten, lyrischen und zupackenden Passagen bewegt. Nicht selten sogar innerhalb eines Stückes, wie der Aufmacher Wasserschwimmer eindrucksvoll zeigt. Belows Kompositionen sind bemerkenswert ausgereift und vielschichtig, was zweifellos auch seinen unterschiedlichen Inspirationsquellen zu verdanken ist. Sie umfassen Jazz-Klassiker (Bill Evans, Miles Davis, Herbie Hancock, John Coltrane) und zeitgenössische Künstler*innen (Sylvie Courvoisier, Tyshawn Sorey), darüber hinaus Bela Bartók (u.a. wegen dessen für die damalige Zeit innovativen Überlagerungen von zwei unterschiedlichen Harmonien) und Frédéric Mompou.
Verglichen mit dem Debüt spielen auf Elements Of Space Belows detailscharfe Kompositionen eine prägnantere Rolle. Trotzdem lässt er seinen Bandpartnern bei Umsetzung weiterhin Raum für eigene Ideen. „Die Stücke enthalten Aufhänger, die den Improvisationen gewisse Formen geben“, erklärt Below. „Im modalen Hymn To The Stars beispielsweise bleibt die Melodie stets präsent, einzelne Musiker können sie als Sprungbrett nutzen und unterschiedliche Formteile spielen.“ Das gravitätische Isonoe ist ebenfalls modal und offen angelegt, Raindrops und Sandstone hingegen setzen mehr auf feste Strukturen – mit gewitzten Brüchen, etwa wenn in Sandstone mehrfach das Tempo wechselt. „Wichtig ist, auf Risiko zu gehen, sich nicht zu sehr an die Regeln zu halten, sondern Mut zu haben, auszubrechen“, sagt Simon Below, „wohl niemand möchte ein Album, auf dem alle ganz vorsichtig agieren. Dazu gehört auch, erweiterte Spieltechniken einzusetzen – und dass mich Fabian immer wieder herausfordert, energetisch zu spielen.“
Tatsächlich bilden das eher subtile als auftrumpfende Naturell des Pianisten und der entschlossene, bisweilen geradezu aufbrausende Gestus des Saxophonisten interessante Spannungsfelder. Während Below „auch noch distinguiert und relativ introvertiert klingt, wenn er schnellere Akkordfolgen ins Dissonante driften lässt“ (FAZ), kontert Dudek mit markantem, zwischen warmen Timbre und rauen Modulationen changierendem Ton. Bereits 2016 erhielt er mit der Band The Where Me?! das hoch dotierte Jazzstipendium der Stadt Frankfurt, 2017 wurde er als Solist beim „Jungen Deutschen Jazzpreis Osnabrück“ ausgezeichnet. „Mit seiner energiegeladenen, häufig ekstatischen Ausdruckskraft ist Fabian der expressivste der Quartetts – und wir wissen damit umzugehen“, lacht Below.
Das perfekte Einverständnis innerhalb der 2016 gegründeten Band lassen die vorliegenden, in nur zwei Tagen entstandenen Aufnahmen klar erkennen. Sechs der acht Stücke fanden sich schon zuvor im Live-Repertoire, das besagte Hymn To The Stars wurde ebenso wie John Taylors Windfall spontan eingespielt. Von Hymn gibt es genau die zwei Takes, die auf dem Album zu hören sind; nur wenige Titel wurden öfter, keiner mehr als vier Mal aufgenommen. „Die Atmosphäre im Studio ist wunderbar, den Spirit des Ortes haben wir automatisch aufgesogen. Unwillkürlich wurde alles noch intimer, sind wir noch aufmerksamer miteinander umgegangen.“
Am Klavier begann Below (*6.7.1995) in jungen Jahren mit der klassischen Schule, doch schon als Teenager bevorzugte er – beeindruckt u.a. von Keith Jarretts Solo-Werken – Jazz und Improvisationen. Glücklicherweise wurde er dabei von seinem damaligen Lehrer in Xanten gefördert. Dreimal gewann Below den 1. Preis bei Jugend Jazzt NRW (2009, ’12, ’14), 2017 erhielt er den Steinway Förderpreis NRW. Im folgenden Jahr wurde er Mitglied im Förderverein Live Music Now. An der Hochschule für Musik und Tanz in Köln lernte Below seine zukünftigen Bandpartner kennen, schon kurz nach der Gründung erhielt das Quartett ein Stipendium der Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung. „Ursprünglich haben wir uns bei Jamsessions angefreundet, dann habe ich die Sache in die Hand genommen und wurde zum Bandleader“, grinst Below. Wie er sind auch der agile Schlagzeuger Jan Philipp und Fabian Dudek Mitte Zwanzig, Bassist Yannik Tiemann ist ihnen um vier bis fünf Jahre voraus. Alle zählen zur viel beachteten nächsten Generation des deutschen Jazz und verfügen über individuelle Qualitäten. „Jan kann sich sehr fein einfühlen, unterstützt die Musik, weil er immer die Gesamtdramaturgie im Blick hat. Auch in Rubato-Passagen weiß er klangvolle Akzente zu setzen“, freut sich Below. „Und Yannik ist als Verbindung immens wichtig, weil er dafür sorgt, dass meine Harmonien gut klingen. Zudem stellt er geschmackvoll Bezüge zu meinen Kompositionen her und sorgt für Formbewusstsein in der Band.“
Der Albumtitel Elements Of Space sowie die Namen einiger Stücke verweisen auf Simon Belows Interesse an Astrophysik. „Bilder aus dem All berühren mich sehr. Das Universum scheint grenzenlos und geht auch in seiner Zusammensetzung über irdische Vorstellungen hinaus. Es gibt in der Astrophysik unentdeckte Dinge, die man sich derzeit auf bestimmte Art vorstellt, die aber letztlich vielleicht doch ganz anders aussehen. Der Zauber des Unvorhersehbaren, des Überraschungsmoments, spielt für mich auch in der Musik eine entscheidende Rolle.“
Simon Below Quartet – Elements of Space (english)
In August 2018 the Simon Below Quartet performed at the international Jazz Festival Avignon and won the Grand Prix du Jury: three days of recording at the famous La Buissonne studio in Pernes les Fontaines in the south of France. Countless ECM productions have already been recorded there (e.g. by Tigran Hamasyan, Florian Weber, Nik Bärtsch, Kristjan Randalu), as well as works by piano grandmasters such as Joachim Kühn, Brad Mehldau, Ahmad Jamal and Carla Bley. In addition to the studio days in the summer of 2019, the award included another appearance on the main stage of the festival, which was followed by enthusiastic articles in the French jazz media.
Elements Of Space now presents the recordings made at La Buissonne. It is certainly not only a result of the outstanding sound and the spirit of the studio that the nuanced music of the album sometimes reminds of ECM productions. „Chamber jazz with a push“ is what Simon Below humorously calls the style of his dynamic band, which skillfully moves between nuanced, lyrical and powerful passages. Often even within one piece, as the opener „Wasserschwimmer” [“Water-Swimmer”] impressively demonstrates. Below’s compositions are remarkably mature and multi-layered, which is doubtlessly also due to his various sources of inspiration. They include jazz classics (Bill Evans, Miles Davis, Herbie Hancock, John Coltrane) and contemporary artists (Sylvie Courvoisier, Tyshawn Sorey), as well as Bela Bartók (partly because of his for that time innovative overlapping of two different harmonies) and Frédéric Mompou.
Compared to their debut, Below’s detailed compositions play a more significant role on Elements Of Space. Nonetheless, he still leaves his band partners room for their own ideas. „The pieces contain starting points that give the improvisations a certain form,“ explains Below. „In the modal ‘Hymn To The Stars’ for example, the melody always stays present and individual musicians can use it as a starting point and play different sections of the piece.“ The gravitational “Isonoe” is also arranged with a modal and open approach; “Raindrops” and “Sandstone” on the other hand, are based on more fixed structures – with witty breaks, like the multiple tempo changes in “Sandstone”. „It is important to take risks, not to stick to the rules too much, but rather to have the courage to break out,“ says Simon Below. „This also includes advanced playing techniques – and the fact that Fabian always challenges me to play energetically.“
And indeed, the pianist’s subtle rather than boastful nature and the saxophonist’s resolute, sometimes almost explosive manner create interesting fields of tension. While Below „still sounds distinguished and relatively introverted, even when he lets faster chord sequences drift into dissonance“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung), Dudek counters with striking tone, varying between warm timbre and rough modulations. „Thanks to his energetic, often ecstatic power, Fabian is the most expressive in the quartet – and we know how to handle this,“ Below laughs.
The perfect mutual understanding within the band (founded in 2016) clearly becomes evident in these recordings that were completed in just two days. Six of the eight pieces were already in their live repertoire; the aforementioned “Hymn To The Stars” was recorded spontaneously, just like John Taylor’s “Windfall”. Of “Hymn”, there exist exactly the two takes that can be heard on the album; only a few titles were recorded more often and none more than four times. „The atmosphere in the studio is wonderful and we automatically soaked in the spirit of the place. Involuntarily everything became even more intimate and we paid even more attention to each other.“
Below (born 6.7.1995) began with classical piano lessons at a young age, but already as a teenager he preferred jazz and improvisations – impressed among others by Keith Jarrett’s solo works. In 2017 he received the Steinway Förderpreis Nordrhein-Westfalen [Steinway Prize North Rhine-Westphalia] and in 2018 he became a member of the association Live Music Now. At the college for music and dance in Cologne Below met his future band partners. „Originally we became friends at jam sessions. Then I took matters into my hands and became the band leader,“ Below grins. Like him, the agile drummer Jan Philipp and Fabian Dudek are also in their mid-twenties, bassist Yannik Tiemann is about four to five years ahead of them. All of them are part of the highly esteemed next generation of German jazz and each of them contributes individual qualities.
The album’s title Elements Of Space, as well as the names of some pieces, alludes to Simon Below’s interest in astrophysics. „Images from space always deeply touch me. The universe seems boundless and also its composition goes beyond earthly comprehension. There are undiscovered things in astrophysics that are currently conceived a certain way, but may ultimately look completely different. The magic of the unpredictable and of the moment of surprise also plays a significant role for me in music.“