Release August 11, 2017
EAN/UPC: 705304464922
Traumton CD: 4649
Lineup
Micheal Rodach: all instruments
Produced, written and performed by Michael Rodach
except
piano on track 4 by Wolfgang Loos
drums on track 2, 7, 8, ands 11 by Max Bendel
Mixing and mastering by Wolfgang Loos
Info / Info english
Rodach – Die Zeit ist rund
Poetisch ist auch der Titel des nunmehr sechsten Soloalbums von Michael Rodach, das nun acht Jahre nach dem letzten Album „Seltsam erscheint unsere Lage“ erscheint. Ein Bild das schillert, vom Anschwellen und Abrunden, von Aufbruch und Vollendung erzählt. So erscheint ihm die Zeit einerseits als eine Runde Sache, bei der nichts fehlt und nichts vermisst wird, andererseits aber auch als zyklisch in dem Sinne, dass sie uns immer wieder an den Anfang zurückkehren lässt. Für Rodach passt genau dieser leichte Widerspruch. „Ich mag diese gewisse Unschärfe, sie schafft Platz für das Unlogische, das Widersprüchliche“, sagt er „ Natürlich weiß ich nicht, ob die Zeit rund ist. Aber ich mochte zum Beispiel schon immer die runden Zifferblätter an Uhren. Sie drücken perfekt den Kreislauf aus, der sich immer wieder schließt, aber eben kein Ende darstellt, sondern immer wieder in die nächste Runde geht. Wenn wir unsere Geburtstage feiern, zählen wir, wie oft wir mit unserem Planeten um die Sonne gekreist sind.“
Wir assoziieren Zeit oft mit Vergänglichkeit, sprechen davon, wie sie verstreicht, vergeht, verrinnt und wie wenig greifbar sie ist. Insbesondere Abschiede führen uns das vor Augen. Michael Rodach erlebte in den letzten Jahren den Abschied von seinen beiden Eltern, eine Erfahrung, die sein Verständnis von Zeit nachhaltig beeinflusst hat. „Als das lange, durchweg schöne Leben meiner Eltern zu Ende ging, spürten wir Beteiligten das Phänomen Zeit. Die Zeit, die noch blieb und die, die vergangen war. Es war ein fast friedliches Begreifen, von Etwas, das zu Ende geht. In Bezug auf ihr Leben, konnten wir feststellen: „Das war eine runde Sache“. Ob es in diesem Fall in die nächste Runde geht, kann keiner sagen.“
Immer war Michael Rodach auf seinen Solo-Alben der Multi-Instrumentalist, Klangforscher, Tüftler, er entwickelte eigene Samples, horchte in alles hinein, war faszinierter Entdecker von allem, was Klang erzeugt. Insbesondere die zahlreichen Hörspiele, für die er Klang und Musik entwickelt und komponiert hat, zeugen von dieser Abenteuerlust. Ihm liegt es, sich in die Themen zu versenken, in die Tiefe zu tauchen, um neue Klänge und Atmosphären zu finden. Mit seinem neuen Album kehrt er nun auf ganz besondere Art und Weise zum Ausgangspunkt zurück. Wie keines seiner Alben zuvor ist „Die Zeit ist rund“ ein Gitarren-Album, und erforscht die unzähligen Klangfarben und Facetten dieses, wie Rodach sagt „herrlich unperfekten, und dadurch für mich perfekten Instrumentes. Ich liebe die Gitarre. Schon beim Stimmen, drehe ich an der Mechanik und über ein Zahnrad und eine Rolle verändere ich die Spannung der Saite, die dann in einem bestimmten Zeitraum schneller oder langsamer schwingt. Gitarre spielen heißt auch, dass ich meine Hände oder Finger, innerhalb eines Zeitraums, von einem Punkt an der Gitarre zu einem anderen Punkt bewegen muss. Wenn ich jetzt meine Arme schleudere, produziere ich lauter Kreise, weil sie natürlich an den Schultern befestigt sind. Das gleiche Prinzip gilt auch für die Hände und die Finger. Das heißt, dass ich beim Gitarrenspieler mit meinen Fingern und Händen lauter Kreisausschnitte produziere. Dadurch, dass es sich um´s Musikmachen handelt, sind diese Kreisausschnitte auch noch an die Zeit gekoppelt. Und in besonders hellwachen, bewußten, Momenten, wenn alles mit allem zusammen fließt, … dann ist die Zeit rund.“
Als großes Glück empfindet Rodach, in einer Welt aufgewachsen zu sein, in der er Zugang zu Musik aus unterschiedlichsten Bereichen hatte. In Hitchcock-Filmen faszinierte ihn die sagenhafte Musik von Bernhard Hermann, später begeisterten ihn Nino Rota und Brian Eno. Auf der anderen Seite war der Blues von John Lee Hooker eine Art Grundnahrungsmittel für ihn. So waren die verschiedensten musikalischen Stile für ihn Inspiration und haben sich dabei keineswegs gegenseitig gestört, sondern meist gut vertragen. „Jetzt, Jahre später fällt mir auf, dass ich beim Komponieren, ohne dass ich mir das vorgenommen hätte, oft Elemente des Blues mit musikalischen Stilistiken mische, die nicht unbedingt dem Blues zuzuordnen sind. In diesem Sinne ist „Die Zeit ist rund“ fast ein Blues-Album geworden. Das ‚musikalische Storytelling‘ ist für mich eine Eigenschaft des Blues und sehr oft die Basis meiner Kompositionen“, sagt Rodach, nicht zuletzt, weil die meisten seiner Kompositionen zu Hörspielen und Theaterstücken geschrieben wurden. Zu Geschichten eben.
Das Storytelling setzt der Vergänglichkeit etwas entgegen. Verlust ist immer auch ein Verlust von Geschichte, Geschichten. Wer war dabei, wen können wir fragen? Wer trägt uns zu, was sich zugetragen hat? Solange Geschichten erzählt werden, bleibt Erinnerung lebendig. Rodach verzaubert dieses Geschichtenerzählen, fügt das Flüchtige, Brüchige und Schillernde zusammen, was er berührt und was ihn berührt wird zu Klang. Eine sehr runde Sache.
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Rodach – Die Zeit ist rund (english)
Eight years after his last album Seltsam erscheint unsere Lage [Our Situation Seems Strange], Michael Rodach is now releasing his sixth solo album with a title just as poetic. A picture that shimmers, that tells of rising up and rounding off, of departure and completion. On the one hand time seems to be a well-rounded matter that lacks nothing and where nothing is missed, but on the other hand also seems cyclic in the sense that it always lets us return to the beginning. Exactly this slight discrepancy suits Rodach well. “I like this certain vagueness; it creates space for the illogical, for the antithetic,” he says. “Of course I don’t know if time is round, but I’ve always liked the round dials on clocks for example. They perfectly express the circle that closes again and again and doesn’t represent an end, but rather goes into the next round over and over. When we celebrate our birthdays, we count how often we have circled the sun with our planet.”
Often we associate time with impermanence, talk about how it passes, elapses, trickles away and how intangible it is. Especially farewells let us realize that. In the past years Michael Rodach experienced the decease of his parents; an experience that deeply influenced his understanding of time. “When the long and throughout pleasant life of my parents ended, all of us involved felt the phenomenon of time; the time that still remains and the time that had passed. It was an almost peaceful understanding of something coming to an end. Regarding their lives we realized: that was a well-rounded success. If it goes into the next round in this case, nobody can say.”
On his solo albums Michael Rodach was always a multi-instrumentalist, sound explorer, tinkerer, developed his own samples, listened deeply into everything and was a fascinated discoverer of everything that creates sound. Especially the numerous audio dramas, for which he developed and composed sound and music, show this love for adventure. It suits him to immerse himself in a subject matter, to dive into depth for finding new sounds and atmospheres. With his new album, he now returns to his starting point in a very extraordinary way. Like none of his albums before Die Zeit ist rund is a guitar album and explores the countless tone qualities and facets of this “marvelously imperfect instrument,” as Rodach describes it. “That is what makes it perfect to me. I love the guitar. Already in the process of tuning, I turn the machine head and over a gearwheel and a shaft I change the tension on the string, which then oscillates faster or slower over a certain timeframe. Playing the guitar also means that I need to move my hands or fingers from one point on the guitar to another within a certain timeframe. If I swing my arms around now, they will make nothing but circles, because they’re obviously attached at the shoulders. The same principle applies to the hands and fingers. That means that I produce nothing but circular shapes with my fingers and hands while playing guitar. Since we’re talking about music here, these circular motions are also closely linked to time. In particularly wide-awake, conscious moments, when everything flows together with everything, …then time is round.”
Rodach perceives it as great fortune to have grown up in a world, in which he had access to music from all kinds of genres. In Hitchcock movies he was fascinated by the fabulous music of Bernhard Hermann, later Nino Rota and Brian Eno enthralled him. On the other hand the blues of John Lee Hooker was kind of a staple food for him. Thus, all kinds of musical styles were inspiration to him and in no way disturbed each other, but rather got along well for the most part. “Now, after many years I notice that when I compose, without the intention to do so, I often mix elements of the blues with musical styles that would not necessarily be associated with the blues. In this sense, Die Zeit ist rund almost became a blues album. ‘Musical storytelling’ is a trait of the blues to me and very often the basis of my compositions,” Rodach says, not lastly because most of his compositions were written for audio dramas and theatre pieces: so for stories essentially.
Storytelling counters impermanence. Loss is always also a loss of history and stories. Who was present? Whom can we ask? Who can report what happened? As long as stories are told, memories stays alive. Rodach enchants this storytelling, joins the volatile, brittle with the iridescent and whatever he touches and whatever touches him turns into sound. A very well-rounded affair.