Release April 27, 2007
EAN/UPC: 705304449929
Traumton CD: 4499
Lineup
Roman Ott: saxophone Florian Höfner: piano Benjamin Hiesinger: double bass Peter Gall: drums
All titles published by Traumton Musikverlag
Recorded, mixed and mastered at Traumton Studio, Berlin
Roman Ott – Inner Shape
So jung sind die meisten Musiker, die einem in diesen Tagen als neueste Entdeckung des jungen deutschen Jazz empfohlen werden, meist gar nicht. Roman Ott aber ist tatsächlich erst 24 Jahre alt, was man kaum glauben mag, wenn man sein Debüt-Album „Inner Shape“ hört. Hier sind vier reife Musiker am Werk, die sich tief in ihre Version des zeitgenössischen Jazz eingegraben haben. „Wir haben gespürt, dass wir alle am selben Strang ziehen,“ fasst Roman Ott das Selbstverständnis seines Quartetts in Worte.
Wie sich das anhört, zeigt der Opener „Windstärke 7“, der von einer schwebenden Pianofigur von Florian Höfner getragen wird, sich immer mehr steigert und von Chorus zu Chorus intensiver wird. Schließlich wird die Nummer ausgeblendet – eine ungewöhnliche Maßnahme. „Das war einfach der richtige Weg, den Titel zu Ende zu bringen,“ findet Roman Ott. „Wir haben beschlossen, im fade out nochmal richtig Randale zu machen.“
Roman Ott hatte schon als Kind Lust, Musik zu machen und sich zunächst erfolglos an Geige und Gitarre versucht. In der Schallplattensammlung des Vaters hat er dann Miles Davis‘ „Sketches of Spain“ entdeckt. „Da hat‘s einen Knall gegeben,“ kann Roman Ott sich noch gut erinnern. „Die Musik war so eindringlich und echt.“ Von da an sollte es ein Saxofon ein, was die Eltern nach den bisherigen Erfahrungen erst einmal angemietet haben. Doch der junge Roman hat das Instrument nicht mehr aus den Händen gegeben und angefangen, Charlie Parker, John Coltrane und Wayne Shorter zu vergöttern.
„ Ich habe einfach zu den Schallplatten mitgespielt, ohne eine Ahnung zu haben, was ich da eigentlich mache,“ lacht Roman Ott. „Manchmal hörte sich das gut an und manchmal schien es gar nicht zu passen. Da wusste ich, dass ich mich auch theoretisch in diese Musik vergraben musste.“
Ein Jahr als Austausschüler in den USA taten ein Übriges. „Da meine Gasteltern tagsüber nicht zu Hause waren, hatte ich viel Zeit zu üben,“ erinnert Ott sich. „An meiner High School gab es außerdem eine Big Band.“ Den letzten Kick gaben dann ein Chick-Corea-Konzert in Washington und ein Besuch beim legendären Jazz & Heritage Festival in New Orleans. Seitdem hat der Jazzvirus Roman Ott nicht mehr verlassen.
Bei Jamsessions im Bremer Studio auf den Höfen nehmen sich Ed Kröger und dessen Sohn, der Saxofonist Ignaz Dinné, des jungen Musikers an. „Kröger hat mir empfohlen, mich ganz in ein Stück zu versenken,“ weiß Roman Ott grinsend zu berichten. „Das war ‚Blue Bossa‘.“ Nicht nur die alte Kenny-Dorham-Nummer kennt er seitdem in- und auswendig.
Das Jazzstudium hat Roman Ott dann zunächst ein Jahr nach Essen geführt, bevor er in Berlin gelandet ist, wo sein Quartett durch den Schlagzeuger Peter Gall komplettiert wurde. Den Bassisten Benjamin Hiesinger und Florian Höfner hatte er schon zuvor auf Workshops kennengelernt. „Eine Zeitlang haben wir auch alle zusammen in einem Haus gewohnt, wenn auch in verschiedenen Wohnungen,“ erzählt Roman Ott. Vielleicht mit ein Grund, warum die Viererbande sich wie eine verschworene Gemeinschaft anhört.
Der lange, ruhige, kraftvolle Ton, den Roman Ott über diese Jahre einer intensiven musikalischen Entwicklung kultiviert hat, kommt im Titel „ELLEMO“ zur Geltung, der durch die exotische Perkussion von Peter Gall eine ganz besondere Färbung bekommt. In „Summer Remembered“ scheint einen Otts Saxofon förmlich zu umarmen, angetrieben von Florian Höfners insistierenden Fender Rhodes und den energetischen Drums. Die schwelgerische Ballade „Sweet Knees“ wiederum, in der die Becken wie rollende Wellen am Strand dem Hörer ins Ohr gleiten, wurde Roman Ott von der Liebe diktiert.
Alle vier Bandmitglieder tragen nicht nur als ausgefuchste Musiker zum Sound des Quartetts bei, sondern steuern auch Kompositionen bei. Vielleicht am ungewöhnlichsten ist das tänzelnd leichte „Lied vom Pinguin“, das von Benjamin Hiesinger stammt und in dem Florian Höfner am Akkordeon zu hören ist. In Peter Galls „Großstadtklänge“, das gar nicht hektisch, sondern sehr sophisticated klingt, bekommt Hiesinger dann Gelegenheit zu einem geschmackvollen Solo. Das abschließende „Leo is a funny man“ ist ein kerniger Up-Tempo-Kracher.
Und so unterschiedlich die neun Kompositionen auf „Inner Shape“ auch sind, so ist doch ein roter Faden erkennbar. Hier hat eine echte working band zusammengefunden, die sich gemeinsam die eigene Ausdruckskraft erarbeitet hat. Warum das dann trotzdem völlig anstrengungslos klingt, ist eines der Geheimnisse, das die Musik von Roman Ott in sich birgt.
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Roman Ott – Inner Shape (english)
Most musicians recommended as the latest discovery of the young German jazz scene these days aren’t even that young. Roman Ott though, is actually only 24 years old, which is hard to believe if you’ve heard his debut album „inner Shape“. Here we have four mature musicians at work who have entrenched themselves quite deeply in their own version of contemporary jazz. „We felt that we were all pulling together on this,“ sums up Roman Ott on the quartett’s self-image. Roman Ott wanted to make music already as a child, trying first violin and guitar, unsuccessfully. In his father’s record collection he then discovered Miles Davis‘s „ Sketches of Spain“. „That’s when it went bang for me,“ Roman Ott remembers well. „The music was so intense and real.“ From then on it was to be the saxophone, one which his parents rented to start with, remembering the experience with the other instruments. But young Roman couldn’t put this one down and began idolizing Charlie Parker, John Coltrane and Wayne Shorter.
A year as an exchange student in the USA did the rest. „My guest family weren’t at home during the day so I had a lot of time to practice,“ remembers Ott. „And there was a big band at my high school.“ A Chick Corea concert in Washington and visit to the legendary Jazz & Heritage Festival in New Orleans finally did the trick. Since then the jazz bug just hasn’t got out of Roman Ott. His jazz studies then led him to Essen, Germany for a year, before he changed to the UdK (University of Arts) in Berlin, where his quartett was completed by drummer Peter Gall. He had already met Bassist Benjamin Hiesinger and Florian Höfner before at workshops. The long, calm, powerful sound that Roman Ott cultivated over years of intensive musical development comes into its own on the track „ELLEMO“, enjoying a very special color from Peter Gall’s exotic percussion. In „Summer Remembered“ Ott’s saxophone seems to literally embrace you, driven by Florian Höfner’s insistent Fender Rhodes and the energetic drums. The bacchanal ballad „Sweet Knees“ on the other hand,where the cymbals glide into your ear like rolling waves onto the beach, was dictated to Roman Ott by love. All four band members contribute to the quartett’s sound, not only as wily musicians, but also as composers. Maybe the most unusual is the light and prancing „Song of the Penguin“, by Benjamin Hiesinger featuring Florian Höfner on the accordeon. In Peter Gall’s „ Großstadtklänge“ (Sounds of the Big City), which doesn’t sound hectic at all, but very sophisticated, Hiesinger gets the opportunity to play a tasteful solo. The final song, „Leo is a funny man“ is a lusty up-tempo-banger.
However different the nine compositions on „Inner Shape“ are from each other, a central theme is still recognizable. Here, a real working band have found each other, working out their own unique power of expression. Why it still sounds completely laid back, remains Roman Ott’s secret.