Release November 01, 2019
EAN/UPC: 705304467824
Traumton CD: 4678
Lineup
Lukas Kranzelbinder: double bass, electric bass, guembri, shaker, bandleader Clemens Salesny: alto saxophone, stritch, opera gong, flexatone Johannes Schleiermacher: tenor saxophone, flute Mario Rom: trumpet Oliver Potratz: double bass, electric bass, shaker Nikolaus Dolp: drums, percussion, thai gongs Mathias Koch: drums, percussion
+ Special Guest Tobias Hoffmann: electric guitar, shaker (Grilling Crickets in a Straw Hut)Simon Below Quartet – Elements of Space
Info / Info english
Shake Stew – Gris Gris
Wenn eine junge österreichisch-deutsche Formation schon in ihren ersten zwei bis drei Jahren zu den renommiertesten internationalen Festivals eingeladen wird, muss sie etwas besonderes sein. Das 2016 gegründete Solisten-Septett Shake Stew erlebt seit seiner Premiere im gleichen Jahr beim Jazzfestival Saalfelden und seinem Debütalbum The Golden Fang (VÖ Anfang 2017) eine ungewöhnlich steile Karriere. Sie hat die Band bereits zum North Sea Jazz nach Rotterdam geführt, zu Jazz au Chellah in Marokko sowie zu Festivals in Mexiko City, Montreal und Istanbul. Die Band räumt generationsübergreifend ab, so auch beim hippen, von überwiegend jungen Leuten besuchten X-Jazz in Berlin. Anfang 2019 begeisterten Shake Stew an zwei Abenden 900 Zuschauer in ihrem „Heimatclub“ Porgy & Bess in Wien sowie mit einem außergewöhnlichen, teils theatralisch choreographierten Auftritt beim Jazzfestival Münster. Einher mit den stürmischen Konzerten und dem 2018 veröffentlichten zweiten Album Rise And Rise Again (inklusive Kooperation mit Shabaka Hutchings) gehen ausgesprochen positive Reaktionen in den Medien.
Über Shake Stews Auftritt beim 49. Deutschen Jazzfestival schrieb Norbert Krampf in der FAZ: „Zwei Schlagzeuger knüpfen einen dichten, bisweilen fliegenden Rhythmusteppich, […] Virtuose Bläser verschärfen die Dynamik mit scheinbar kaum zu bremsender Dringlichkeit, die sich in spektakulären Soli Bahn bricht.“ Ralf Dombrowski befand im Jazzthing: „….mehr Energiefeld als lineare Erzählung. Man hört [der Musik] nicht den Gestaltungswillen an, sondern kann den Fluss der Ideen mitempfingen.“ Der Autor des in Wien erscheinenden Falter konstatierte zum zweiten Album: „…bietet es brillanten Instrumentalisten wie Mario Rom oder Johannes Schleiermacher Raum, solistisch zu glänzen, und kann sich stets auf den prächtigen Ensemblesound verlassen.“ Ulrich Stock begeisterte sich in Die Zeit: „Etwas geht von dieser Band aus, das neu und besonders ist – und ungemein attraktiv.“ Und die Badische Zeitung titelte „Hypnotisch und verführerisch“ und fuhr im Text fort: „Shake Stew verführen mit einem hoch-melodischen, genreübergreifenden und rhythmisch delikaten Sound, in dem auch afrikanische Musikwelten durchklingen.“
Während das enthusiastische Publikum die Klänge des letzten Albums noch deutlich im Ohr hat, liefert das kreative Ensemble um „Basssenkrechtstarter“ (Süddeutsche Zeitung) Lukas Kranzelbinder bereits ein neues musikalisches Ideenfeuerwerk. Schon der mysteriöse Titel Gris Gris lässt eine magische Klangreise erahnen. Wieder greift die ungewöhnliche Instrumentierung so nahtlos ineinander, dass sich ein ums andere Mal Türen zu ungeahnten Soundwelten öffnen. Schnell wird außerdem deutlich, dass die Band der Konsens eint, „auf diesem dritten Album keinerlei musikalische Abkürzungen zu nehmen, sondern den ganzen Weg zu gehen“, so Kranzelbinder.
Trotz der enormen musikalischen Fülle reißt dieser imaginäre Faden nie ab, vielmehr verdichtet sich Gris Gris von Stück zu Stück immer weiter zu einem energetischen Ganzen, in dem jeder Klang, jedes Solo und jeder Rhythmus mit dem vorangegangen Material korrespondiert und neue Emotionen weckt. Die Vielfalt trägt zurecht den Namen Gris Gris, handelt es sich dabei doch um einen ebenso traditionsreichen wie vieldeutigen afrikanischen Begriff. Je nach Region und Kultur (bis hin zur Voodoo-Mystik) bezeichnet ein Gris Gris irdische und vor allem überirdische Dinge, oft wird es als Talisman, Amulett oder magischer Gegenstand verwendet. „Generell kann gesagt werden, dass es sich um ein Objekt handelt, dass der Besitzerin oder dem Besitzer eine ganz besondere und einzigartige Energie gibt“, erklärt Kranzelbinder. „Dieser Gedanke zieht sich seit jeher durch die Musik von Shake Stew. Der ‚Spirit‘ ist stets das höchste Maß der Dinge, alle anderen Faktoren folgen dieser Energie.“
Der besagte Geist prägt die detailgenau ausgearbeiteten, oft treibenden Rhythmen von Niki Dolp und Mathias Koch, die sich zuweilen mittels Metallplatten, asiatischen Gongs und weiteren Perkussionsinstrumenten zu einem wahren Klangfeuerwerk ausweiten. Oliver Potratz und Lukas Kranzelbinder brillieren mit virtuoser Vielfalt und nahtlosen Wechseln von Kontrabässen und E-Bass, gezupften und mit dem Bogen gestrichenen Passagen, feinsinnigen Momenten und dynamischer Wucht. Erneut taucht auch der marokkanische Wüstenbass der Gnawa-Bruderschaften, die Guembri wieder auf, immerhin hat sie Kranzelbinder in den letzten Jahren zu seinem zweiten Markenzeichen gemacht.
Das einzigartige Rhythmus-Quartett stachelt die Bläser zu weiten improvisatorischen Bögen und hinreißenden Eruptionen an. „Mario Rom, der Trompeter, der auf und jenseits der Bühne immer so in sich gekehrt wirkt, spielt Soli, die in Europa ihresgleichen suchen – ruhig, beharrlich, ideenreich, virtuos“, schrieb Ulrich Stock in seinem Zeit-Artikel. Tatsächlich kann man sich in Roms Spiel verlieren, man höre nur So He Spoke oder I Can Feel The Heat Closing In. An des Trompeters rechter Seite steigert sich Clemens Salesny zu immer größerer Form. Auf Gris Gris spielt er neben seinem regulären Alt-Saxophon auch das legendäre, gerade statt gebogen gebaute Sondermodell der Firma Buescher, das von Rahsaan Roland Kirk einst „Stritch“ genannt wurde. Salesnys furiose Einsätze bringen das Titelstück als Aufmacher des Albums auf den Weg und läuten im Hidden Track Like Water Falling Down With A Thousand Spirits den Zieleinlauf ein. Für die tieferen Register ist auf der anderen Seite weiterhin Tenor-Saxophonist Johannes Schleiermacher zuständig. Erneut fesselt er mit persönlichem Ton, enormer klanglicher Spannweite und eigener Sprache; zu letzterer gehören auch vehemente, aber nie übers Ziel hinaus schießende Ausbrüche in freie Modulationen. Die bereits im Vorfeld am 2.8. veröffentlichte Single Grilling Crickets in a Straw Hut präsentiert Schleiermacher darüber hinaus als versierten Querflötisten.
Gris Gris ist ein überbordendes, hochenergetisches Klangobjekt, das eine weitere Entwicklungsstufe im ohnehin schon profilierten Gesamtwerk von Lukas Kranzelbinder und Shake Stew markiert. Die originellen Facetten dieses Albums spiegeln den unbändigen Drang wider, musikalisch Stellung zu beziehen. Nicht nur was die Entwicklung des Jazz betrifft, sondern auch im Hinblick auf die gesellschaftliche Relevanz des Genres. Wie es Shake Stew gelingt, diese Stellungnahmen gleichzeitig an Kopf und Bauch zu adressieren und beide Rezeptoren in glückseligen Zustand zu versetzen ist beeindruckend.
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Shake Stew – Gris Gris (english)
‚Shake Stew is one of the most exciting new bands I have come across for a while so lets get them over to the UK please!
London Jazz News
Austrian band Shake Stew has become something of a phenomenon. They have been enormously successful not only home turf but across Europe becoming one of the hottest live acts on the circuit. They have even spread their unique and energetic sound further afield, including an extensive tour of Canada and stand out shows at Montreal and North Sea Jazz Festival. The band has also attracted the attention of Germany’s leading newspaper Die Zeit who, in an unusual move, sent one of its writers to spend 5 days with the band to cover its summer residence in the Jazzclub Unterfahrt; the resulting feature was euphoric in its praise. Shake Stew has yet to play in the UK, which means they are still relatively unknown here, but hopefully that is set to change with a festival show confirmed for next year (details to be announced). That’s not to say they haven’t attracted attention; BBC Radio 3 broadcast a live concert earlier this year and Jazz FM was an early supporter of the band’s last album Rise and Rise Again, featuring Shabaka Hutchings.
Riding on all this success the band are now preparing to release their third studio album Gris Gris on 1 November. Not content to do anything by halves (their single was 19 minutes long), Gris Gris is a double album of what they do best, high energy, hypnotic afrobeat and jazz grooves mixed with intense and mysterious soundscapes, or as one Austrian newspaper described them “an intergalactic road movie for the ears.”
The band’s unusual configuration of 2 drummers, 2 bass players and 3 horns remains and is one of the key things that make this 7-piece band stand out. The percussive rhythm section of Nikolaus Dolp and Mathias Koch, along with 2 bassists, Lukas Kranzelbinder and Oliver Potratz, create the soundboard for three of the most impressive wind players on the European scene – Clemens Salesny, Johannes Schleiermacher and Mario Rom – to fully let rip. This instrumentation, which at first seems a little strange, seamlessly blends together, creating the trademark Shake Stew high-energy sound that their reputation has been built on. The addition of the Guembri (Moroccan bass lute) – something Kranzelbinder has been playing with for a while now – and flute, add yet more texture to what is already a complex balance of sounds. With all 9 tracks on Gris Gris written by band leader Kranzelbinder, Shake Stew have once again pulled the rabbit from the hat and produced an album which encapsulates their ferocious spirit and passion – all we need now is to see them on a stage here soon.