Release May 11, 2007
EAN/UPC: 705304450420
Traumton CD: 4504
Lineup
Bobo: Gesang, Metallinstrumente Sebastian Herzfeld: Präpariertes Klavier, Zither, Metallinstrumente Anne Kaftan: Sopransaxophon, Bassklarinette
Info / Info english
Bobo – Lieder von Liebe und Tod
Es ist ein wirkliches Herzensprojekt, an das sich die Berliner Ausnahmesängerin Bobo („In White Wooden Houses“) und der sensible Theatermusiker Sebastian Herzfeld da gewagt haben, ein Herzblutprojekt. Es ist das Herzblut von Generationen, das bei den „Liedern von Liebe und Tod“ auf dem Spiel steht, denn es handelt sich um ein Album von Neuinterpretationen Deutscher Volkslieder und Gedichte. Die Erwartungen sind hoch bei dieser Konstellation, die Fallstricke gespannt – und dann hebt Bobo an zu singen. Und wie nebenbei verfliegen nicht nur alle Zweifel und Vorurteile, sondern auch das komplette System, nach dem man diese CD zu bewerten beabsichtigte. Hier wird nichts aufpoliert, auf neu gemacht. Das hier ist viel grösser, eigener, etwas Besonderes. Bobo, Herzfeld und die Klarinettistin Anne Kaftan geben dieser Musik Wurzeln und Flügel zugleich. Ein zauberhaftes Album: Glockenklarer Gesang erzählt von Hoffen und Bangen, Liebe und Leid, Heimweh und Fernweh, von Gegangenen und Verflossenen, schweren Träumen und Gedanken, die frei sind.
Vieles ist herausragend an diesem Projekt – angefangen bei Bobos unvergleichlicher Stimme: fast schmerzhaft zerbrechlich bisweilen, dann wieder voller unbändiger Kraft. Ihre Präsenz, ihre Ausstrahlung und Aura nehmen unweigerlich gefangen. Die fast jedem geläufigen Melodien interpretiert sie mit einer berührenden Schlichtheit und faszinierenden Hingabe, mit einer überzeugenden Ehrlichkeit, mit tiefempfundener Liebe und einem sanften, freundlichen, sehr warmherzigen Stolz, so dass man manches dieser alten Lieder zum ersten Mal zu hören meint.
Volksmusik also nur als Popsong? Nein. Denn Sebastian Herzfeld hat sich dieser alten Lieder sehr behutsam und respektvoll angenommen, sich ganz auf ihre ursprüngliche Schönheit verlassen. Hat sie mit leichter Hand vom Staub der Jahre befreit und ihnen einen ganz eigenen Platz zwischen den Stilen zugewiesen – zwischen Brauchtum und Jazzimprovisation, zwischen Pop und Kunstlied.
Seine charaktervolle Instrumentierung beschwört dabei eine bisweilen mystische, jenseitige, bisweilen lustvoll überschäumende Atmosphäre. Hauptinstrument ist ein immer wieder überraschend anders präpariertes Klavier, das Herzfeld mit Bassklarinetten und Klängen von altem Metall verschmilzt. Wenn dann darüber Anne Kaftans klagendes Sopransaxophon das Duett mit Bobos kristallener Stimme sucht, ergibt sich eine unnachahmliche Klangwelt, in deren Sog man sich leicht verlieren kann.
In gleicher Weise hat Herzfeld eigene Kompositionen mit Ohrwurmcharakter zu Gedichten Goethes und Eichendorffs geschrieben, die bruchlos zu den bekannten Melodien passen. Zu Recht wurden die drei Musiker für den Weltmusikpreis „RUTH“ nominiert; sie verfügen über die Fähigkeit, mit sparsamster Instrumentierung, wenigen – dafür umso stärkeren – Tönen, einen Klangraum von suggestiver Wirkung zu schaffen. Bei manchem Lied wird man gar unsicher: Ist das jetzt ein unbekanntes Volkslied? Oder eine der Eigenkompositionen? Bobo, Sebastian Herzfeld und Anne Kaftan bauen ihre eigene Welt. Ist das dann noch Tradition? Ja. Denn, wie schon Gustav Mahler wusste: „Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.“
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Bobo – Lieder von Liebe und Tod (english)
Songs of Love and Death
It is a true labor of love that Berlin’s exceptional singer Bobo (“In White Wooden Houses”) and sensitive theater musician Sebastian Herzfeld have ventured upon, a labor of love and dedication. It is the lifeblood of generations that is at stake on “Songs of Love and Death”, because this is an album of new interpretations of German “Volkslieder” (folk songs) and poems.
Expectations are high in a constellation like this, disaster lies in wait like a baited trap – and then Bobo commences to sing. And you don’t even notice how not only all of your doubts and preconceptions evaporate, but the whole system you intended to evaluate this CD with. Nothing is being “spruced up” or revamped here. This is much bigger, much more original – something special. Bobo, Herzfeld and clarinetist Anne Kaftan give this music roots and wings at the same time. A magical album: A voice as clear as a bell sings of hopes and fears, love and pain, homesickness and wanderlust, from that which is lost, that which has passed, of dreams that are deep and thoughts that are free.
Much is outstanding in this project – starting with Bobo’s incomparable voice: almost painfully fragile at times, then again full of overwhelming power. Her presence, charisma and aura are inescapably captivating. She interprets melodies almost everyone knows with a touching simplicity and fascinating devotion, a convincing honesty and deeply felt love. Add her gentle, friendly, warm-hearted pride, and suddenly you’re thinking you’re hearing some of these old songs for the first time.
Is it just folk music going pop? No. Sebastian Herzfeld has attended to these old songs carefully and with great respect, has relied completely on their original beauty. Freed them gently from years of dust and shown them to their new place between the styles – between tradition and jazz improvisation, between pop and the classical “Kunstlied”.
His instrumentation, always teeming with character, invokes an atmosphere sometimes mystical and otherworldly, sometimes exuberant and full of relish. Herzfeld’s main instrument is a piano primed with surprises that he merges with bass clarinet and sounds from old metal. When Anne Kaftans lamenting soprano saxophone then seeks the duet with Bobo’s voice, an inimitable world of sound results, creating a maelstrom you can easily lose yourself in.
In the same way, Herzfeld has written his own catchy compositions to Goethe’s and Eichendorff’s poems, and they fit in with the familiar melodies just like they belong there. The three musicians have rightly been nominated for the “RUTH” world music awards; they possess the ability to create few but strong sounds of suggestive effect with the most sparing of instrumentations. With some songs you really can’t tell: Is this a little known folk song? Or one of their own compositions? Bobo, Sebastian Herzfeld and Anne Kaftan create their own world. Is it still tradition? Yes. As Gustav Mahler already knew: “Tradition is not the worship of ashes, but the preservation of fire.“