Release October 21, 2016
EAN/UPC: 7053044683727
Traumton CD: 4637
Lineup
Andreas Lammel: piano René Bornstein: doublebass Florian Lauer: drums
1, 5, 6, 7, 8, 11, 13 by René Bornstein
2, 3, 9, 14 by Andreas Lammel
10, 12, 15 by Florian Lauer
4 by Robert Schumann / René Bornstein
All titles published by Traumton Musikverlag
Recorded April 2016 at Traumton Studios, Berlin , by Wanja Hüffell
Mixed an mastered by Wolfgang Loos
Produced by Wolfgang Loos
Info / Info english
Lammel Lauer Bornstein – Look at me
„Das ist hohe Piano-Trio-Kunst, die auch den internationalen Vergleich nicht zu scheuen braucht.“
Jazz-Podium 04/2014
Mehr zu Nuancen als zu einer auftrumpfenden Haltung tendieren Andreas Lammel, Florian Lauer und René Bornstein auf ihrem neuen Album Look At Me. Dabei zeigt das unprätentiöse Trio selbstbewussten Gestaltungswillen, strahlt ein unaufdringliches, aber klares Vertrauen in die eigene Philosophie aus. Die Musik der Band kreiert einladend transparente Räume, deren luftige Strukturen an einen Pavillon von Mies van der Rohe erinnern: reizvoll, mit individueller Ästhetik, die gleichzeitig filigran und ausdrucksstark, aktuell und zeitlos sein kann. „Natürlich ist uns wichtig, dass sich beim bewussteren Zuhören noch weitere Ebenen auftun,“ sagt Andreas Lammel, „gleichzeitig mögen wir die Idee, dass man unsere Musik auch nebenbei hören kann.“ Die verschiedenen Ebenen zeigen sich in Details, in Stimmungen oder in größeren Bögen. Als eines von vielen Beispielen führt Lammel seine Triologien an, die im Stil von Reflexionen an verschiedenen Stellen der Platte für eineinhalb oder zwei Minuten aufleuchten. Im Grunde ist es, sagt der Pianist, stets die gleiche Harmoniefolge, die aber jeweils komplett anders gespielt wird. So verwandeln sich die Triologie-Teile von Vexierspielen zu eigenständigen Stücken, die insgesamt aber wieder einen Bogen schlagen. „Als Hörer kann man sich mit solchen Feinheiten befassen, muss es aber nicht“, hält Andreas Lammel lächelnd fest.
Die kluge Dramaturgie des Albums entwickelt eine immer stärkere Gravitationskraft. Wirken die ersten Titel noch unaufdringlich lockend, wird die Musik im weiteren Verlauf gleichzeitig kantiger, entschiedener und tiefgründiger. Improvisationen packen kraftvoller zu, das Trio entfacht nach und nach einige unerwartete Energieschübe, etwa in Forever Young. Zwischen längere Stücke von rund fünf bis sieben Minuten Dauer setzen Lammel, Lauer und Bornstein immer wieder kurze Kompositionen, darunter die besagte Triologie 1-3, Florian Lauers knapp dreiminütige, schwebende Meditation über den First Kiss und Bornsteins Miniatur in Weiß. Über LL Groove sagt Lammel, dass er dessen rhythmische Patterns als bewussten Kontrast zu anderen Stücken sieht. Lauers Verklärt setzt konsequent auf wiederkehrende Motive, ohne dabei durchgängig repetitiv zu werden. Und manche Titel sollte man nicht unbedingt wörtlich nehmen oder gar als Zitat deuten. So wurde aus dem Novemberlied 10 aus der Reihe der Novemberlieder von René Bornstein zuletzt Forever Young, dem energetischen Titel weitaus mehr entsprechend als die elegische November-Assoziation.“
Andreas Lammel, Florian Lauer und René Bornstein sind alle Anfang 30. 2006 lernten sie sich kennen, als sie im selben Semester ihr Studium an der Hochschule in Dresden begannen. 2009 beschlossen sie, als Trio zusammen zu bleiben, gleichzeitig spielten alle auch in anderen Formationen. Zudem entschied sich Lammel nach seinem Klavier-Diplom für ein weiteres Studium, nämlich zum Tonmeister an der UdK in Berlin. Auch wenn bei der Aufnahme zu Look At Me Wolfgang Loos als Produzent wirkte und Wanja Hüffell an den Reglern saß, trägt Lammels Wissen über Akustik und Aufnahmetechnik heute substantiell zum Charisma des Trios bei. Nicht von ungefähr wurde er 2015 und ’16 bei den Audio Engineering Society (AES) Conventions in Warschau respektive Paris für seine Produktionen mit Bronze und Silber geehrt. Look At Me klingt offen, kreiert eine atmosphärische Weite, die sich bewusst von der im Jazz häufig üblichen Direktheit abhebt. Entsprechend können alle Instrumente atmen, sich auch in Nuancen entfalten, stehen plastisch im Raum. Wie die facettenreiche Musik schlägt auch der Klang des Albums eine Brücke zwischen Jazz und Klassik, mit kleinen abzweigenden Stegen Richtung Pop.
Während sich Lammel an der Berliner UdK mit Sounddetails befasst(e), war Florian Lauer Meisterschüler bei Eric Schaefer, gewann mit den Bands Mir und Slavicon Preise in Burghausen und wirkt bis heute beim Ensemble Zur Schönen Aussicht. René Bornstein wurde mit dem Trio Tann ebenfalls in Burghausen ausgezeichnet, gewann 2012 mit Scrootch den internationalen Jazz-Wettbewerb in Avignon und einen weiteren in Polen. Ehe Lammel, Lauer und Bornstein 2014 ihr Debüt Novemberlieder veröffentlichten, verbrachten sie viel Zeit damit, ihre Kompositions- und Spielweisen aufeinander abzustimmen, um schließlich zu einem intuitiven Einverständnis zu gelangen.
Auch wenn die Mehrzahl der Kompositionen auf Look At Me immer noch von René Bornstein stammt, versteht sich das Trio längst als gleichberechtigtes Kollektiv. Genauer gesagt, als Vereinigung von drei recht unterschiedlichen Charakteren, deren persönliche Geschichte und musikalischen Vorlieben erkennbar sind, sich aber nicht offensiv in den Vordergrund drängen, sondern gegenseitig bereichern. Andreas Lammel begann als Sechsjähriger mit der Geige und nahm noch als Grundschüler das Klavier hinzu. Schon vor dem Abitur verschwand klassische Musik zunehmend von Lammels Radar, „erst durch das Tonmeister-Studium ist sie wieder näher gekommen“, sagt er. Mit Blick auf das neue Album spricht er von polyphonen Melodieverläufen, die es schon bei Bach gab, unternimmt einen Abstecher in die Romantik und landet bei der Bearbeitung von Schumanns Mignon: „in unserer Interpretation ist aber nur das harmonische Gerüst geblieben.“ Die Klang- und Farbenvielfalt in Sinfonien Strawinskys und Mahlers fasziniert den Pianisten, während sich Drummer Lauer für Schönberg begeistert, was sich in seiner spannenden Komposition Kanon widerspiegelt.
Der Titel des Albums, Look At Me, variiert Bornsteins Komposition I Look At You mit einem Wechsel der Perspektive. Auf seine Art symbolisiert dieses Spiel mit Worten und Standpunkten die musikalische Gedankenwelt des Trios. Sie changiert zwischen Vertrautem und Überraschungen, kreist um Präzision und Assoziation, basiert auf Aufmerksamkeit und Konzentration. Das die Musik dabei selbst in nachdenklichen Momenten eine gewisse Leichtigkeit bewahrt, gehört zum speziellen Charakter von Lammel | Lauer | Bornstein.
***
Lammel Lauer Bornstein – Look at me (english)
„This is finest piano-trio-art that can confidently take on even international comparison.“
Jazz-Podium 04/2014
On their new album Look At Me, Andreas Lammel, Florian Lauer and René Bornstein work more with fine nuances than with boasting attitude. Thereby the unpretentious trio presents self-assured creative will and exudes an unobtrusive but distinct trust in its own philosophy. The music of the band creates invitingly transparent space with airy structures, which can be delicate and expressive, contemporary and timeless at once.
The clever structuring of the album develops a progressively increasing gravitational pull. While the first titles still appear unimposingly enticing, the music becomes more edged and at the same time more decisive and profound in the further course. The improvisations become more vigorously gripping and the trio gradually sparks numerous unexpected energy boosts, like in “Forever Young”. In between the longer pieces of about five to seven minutes duration, Lammel, Lauer and Bornstein place several short compositions, among them the “Triologien 1-3”, Florian Lauer’s almost 3-minute floating meditation on the “First Kiss” and Bornstein’s “Miniatur in Weiß”.
Andreas Lammel, Florian Lauer and René Bornstein are all in their early thirties. They met in 2006 when they began studying in the same semester at the conservatory in Dresden. In 2009 they decided to stay together as a trio, while all of them also played in other formations. Furthermore, after his piano diploma Lammel decided to study again at the UdK Berlin [University of the Arts] to become a recording producer. Even though Wolfgang Loos acted as producer and Wanja Hüffell was on the controls for the recording of Look At Me, Lammel’s knowledge about acoustics and recording technology contributes substantially to the charisma of the trio. It wasn’t by chance that he was honored with bronze and silver for his productions at the Audio Engineering Society (AES) conventions in Warsaw in 2015 and Paris in 2016. Look At Me sounds open and creates an atmospheric expanse that deliberately contrasts the usual directness often common in jazz. Consequently all instruments can breathe, can unfold also in nuances and are vividly present. Just like the multifarious music, also the sound of the album bridges between jazz and classical music, with little jetties branching out towards pop music.
While Lammel devoted himself to the details of sound at the Berliner UdK, Florian Lauer studied as a master student of Eric Schaefer, won prizes in Burghausen with the bands Mir and Slavicon and to this day plays with the ensemble Zur schönen Aussicht. René Bornstein was also awarded a prize in Burghausen with the trio Tann and won the international jazz contest in Avignon 2012 and another in Poland with Scrootch. Before Lammel, Lauer and Bornstein released their debut Novemberlied in 2014, they spent a lot of time attuning their ways of composing and playing to each other, to eventually reach an intuitive accordance.
Even though the majority of the compositions on Look At Me are still from René Bornstein, the trio has long since been seeing itself as a collective with equal members. More precisely, as a unification of three quite different characters, whose personal story and musical preferences are recognizable, but do not offensively push themselves into the foreground and rather enrich each other. Andreas Lammel began playing the violin when he was six years old and added the piano when he was still in elementary school. Already before finishing high school, classical music increasingly disappeared from his radar and “only through the recording producer studies it came closer again,” he says. In reference to the new album he speaks of polyphonic melodic lines, that were already present in Bach, undertakes an excursion to the Romantic period and arrives at an adaption of Schumann’s “Mignon”: “In our interpretation only the harmonic structure remains though.” The diversity of sound and color in symphonies of Stravinsky and Mahler fascinate the pianist, while drummer Lauer is enthralled by Schönberg, which is reflected in his suspenseful composition “Kanon”.
The title of the album, Look At Me is a variation of Bornstein’s composition “I Look At You” with a change of perspective. In its own way, this play with words and standpoints symbolizes the musical world of thought of the trio. It oscillates between the familiar and surprise, circles around precision and association and is based on attentiveness and concentration. It is part of the special character of Lammel | Lauer | Bornstein, that the music retains a certain lightness even in contemplative moments.